Stiftisches Humanistisches Gymnasium Mönchengladbach

HUMA

Das Stiftisch-Humanistische Gymnasium im Dritten Reich / Zweiten Weltkrieg

Unsere Schule war bereits drei Tage nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten durch den „Aufruf an das deutsche Volk“ von der neuen Regierung betroffen. Es sollte ein dementsprechendes Plakat in der Schule aufgehängt werden, was jedoch erst nach 14 Tagen geschah und welches in der selben Nacht wieder abgerissen wurde. Aufgrunddessen wurde in der Gladbach-Rheydter Zeitung eine öffentliche Anfrage an den damaligen Schulleiter Wilhelm Konrad Giesing veröffentlicht. Direktor Giesing war Anhänger des Zentrums und versuchte die Schule möglichst unbeeinflusst von der neuen Regierung zu halten, dabei konnte er sich auch auf Rückhalt im Kollegium und unter den Schülern verlassen, welche zum Großteil zwar nationalistisch, allerdings nicht nationalsozialistisch eingestellt waren. Aufgrund dieser Haltung wurde Giesings Büro bereits 1933 von der SA durchsucht. Da auch Giesings Sohn der NSDAP gegenüber sehr kritisch eingestellt war, wurde er 1936 aus der Hitlerjugend ausgeschlossen. Der Konflikt zwischen den Nationalsozialisten und Giesing spitzte sich immer weiter zu. Nach der Reichskristallnacht wurde Giesing aufgefordert alle jüdischen Schüler von der Schule zu entlassen, jedoch weigerte sich Giesing, da der Stammführer der HJ ihn gar nicht dazu auffordern durfte, jedoch wurde ihm mit einer „besonderen Aktion“ gedroht, weswegen er daraufhin alle Juden bat, die Schule zu verlassen. Um sie vor Anfeindungen zu schützen, begleitete Giesing die jüdischen Schüler nach Hause. Die NSDAP versuchte danach Giesing aus seinem Amt zu bringen, aber konnte ihm kein Vergehen vorwerfen und wollte auch einen offenen Konflikt vermeiden, es wurde stattdessen versucht Giesing zu einer nationalsozialistisch gesinnten Lehrtätigkeit zu bewegen. Nachdem Giesing 1938 um eine Beurlaubung bat, verlangte er eine Untersuchung gegen sich, da die NSDAP die Beurlaubung nur genehmigen wollte, wenn er in den Vorruhestand geht, aber es konnte ihm kein Vergehen vorgeworfen werden. 1939 übernahm Heinrich Heckschen die vorläufige Leitung der Schule. Es sollten die Schüler zu einer nationalsozialistischen Gesinnnung erzogen werden und vor allem kommunistische Tendenzen verhindert werden. Der Großteil der Schüler vertraten die nationalsozialistischen Ansichten nicht, manche jedoch schon. Da fast alle Schüler, zum Teil unfreiwillig, Mitglied der Hitlerjugend waren und diese viel Zeit in Anspruch nahm wirkte sich dies negativ auf den Unterricht aus. Der Beginn des Krieges wurde durch den Einzug von elf Lehrern und diversen Schülern deutlich. Zu Beginn des Krieges wurden immer mehr Teile des Schulgebäudes für Kriegsverwaltung in Anspruch genommen. Das Schulgebäude wurde bereits 1940 durch Bomben beschädigt und 1942 musste in das Schulgebäude der Oberschule für Jungen umgezogen werden. Schriftwerke von nichtdeutschen Autoren durften in der Schulbibliothek nicht mehr ausgeliehen werden und auch alle Aufsätze behandelten nur noch nationalsozialistische Themen. Viele Schüler wurden meist bereits nach der 8. Klasse zur Wehrmacht eingezogen und bekamen nur den Reifevermerk also das Abitur wenn sie aktiv am Krieg teilnahmen. Viele Luftwaffenhelfer, die noch Schüler waren, konnten oft nicht am Unterricht teilnehmen, da die HJ und Luftwaffe sehr viel Zeit für sich in Anspruch nahm. 1943 wurde das Schulgebäude durch einen Luftangriff stark beschädigt, Schüler mussten sich zum Feuerlöschen und Aufräumen dauerhaft bereithalten. In der folgenden Zeit war Unterricht kaum möglich, da oft Fliegeralarm war, kaum Räumlichkeiten verfügbar waren und immer mehr Schüler in Gebiete gingen die nicht von Luftangriffen betroffen waren. 1944 wurde das Schulgebäude nur leicht beschädigt, es gab im Sommer nur noch 15 Schüler am Stiftisch Humanistischen Gymnasium. Nachdem 1945 alliierte Truppen Mönchengladbach einnahmen war fürs erste gar kein Unterricht möglich, da dies untersagt war, beinahe das gesamte Schulinventar zerstört wurde und es praktisch keinen Buchhandel mehr gab. Giesing erlitt im Dezember 1941 einen Schlaganfall und wurde 1942 pensioniert.

Mönchengladbach im zweiten Weltkrieg

Bereits vier Tage nach Beginn des zweiten Weltkrieges wurde in Mönchengladbach am 5. September 1939 zum ersten Mal Fliegeralarm gegeben, allerdings wurden über der Stadt nur Flugblätter abgeworfen. Auf drohende Luftangriffe hatte sich die Stadt durch umfangreichen Luftschutz und den Befehl zur völligen Verdunkelung vorbereitet. Am 23. September 1939 wurde eine Bezugsscheinpflicht für lebensnotwendige Güter, die wegen Versorgungsengpässen nicht mehr leicht verfügbar waren, eigeführt. Nachdem die Wehrmacht zu Beginn des Westfeldzuges am 10. Mai 1940 in den Niederlanden einmarschierte, wurden in der Nacht zum 12. Mai zum ersten Mal von der britischen Royal Air Force Bomben auf Mönchengladbach abgeworfen, wobei 4 Menschen ums Leben kamen. Der Luftangriff richtete sich gegen Einzelziele und sollte die Eisenbahnlinie Mönchengladbach-Aachen schwächen, die zum Transport von Truppen und Kriegsmaterial verwendet wurde. In der darauf folgenden Zeit bis 1943 gab es immer wieder kleinere Luftangriffe auf Mönchengladbach, in der Nacht vom 30. auf den 31. August 1943 fand der größte Luftangriff des zweiten Weltkriegs auf Mönchengladbach statt. Von Südengland hoben 660 britische Bomber Richtung Mönchengladbach ab, die deutsche Flugabwehr machte jedoch zuerst Duisburg und Siegen als wahrscheinliche Ziele aus. Trotz sehr starkem Flakfeuer, welches drei Abschüsse erzielte, wurden sowohl Luftminen als auch Spreng- und Brandbomben abgeworfen und große Teile Mönchengladbachs und Rheydts zerstört, es explodierten auch Bomben mit Zeitzündern noch Tage nach dem Angriff. In dem 73-minütigen Angriff verloren 413 Menschen ihr Leben und 2185 wurden verletzt, am Stiftisch-Humanistischen Gymnasium kamen zwei 15-jährige Flakhelfer ums Leben. Es kam im gesamten Stadtgebiet zu heftigen Bränden, die Londoner Times berichtete, dass Mönchengladbach ein wichtiger Knotenpunkt der Rüstungsindustrie ist und dass lediglich Industriegebiete bombardiert wurden. Nach diesem Luftangriff kam es zu noch größeren Versorgungsnöten, die Versorgung mit Gas und Strom war zusammengebrochen, außerdem wurde die Infrastruktur stark beschädigt. Etwa zu dieser Zeit wurde die deutsche Wehrmacht bei Stalingrad besiegt, wodurch sich die Wendung des Krieges zeigte. Da Mönchengladbach für die Verteidigung sehr wichtig war, weil sich hier Endbahnhöfe und Stützpunkte der Wehrmacht befanden, wurde Mönchengladbach nach dem Landen der Alliierten zu Beginn des D-Day zu einem strategischen Ziel. Am 9. September fand der nächste große Luftangriff auf Mönchengladbach statt und tötete etwa 500 Zivilisten und zerstörte circa 1600 Gebäude. 10 Tage später fand der nächste Luftangriff statt, der 263 Zivilisten das Leben kostete. Nach Weihnachten 1944 kam es erneut zu einem Luftangriff, der sich gegen die Bahnhöfe richtete aber auch aufgrund falsch abgeworfener Markierungen Zivilisten tötete. Der letzte Angriff auf die Stadt am 1. Februar 1945 richtete sich erneut gegen die Eisenbahn und Zivilisten und forderte 14 Menschenleben. Der zweite Weltkrieg endete für Mönchengladbach am 1. März 1945, als die Stadt im Laufe der Operation Grenade durch die Alliierten eingenommen wurde. Die Panzerlehrdivision sollte Süd-Östlich von Mönchengladbach zum Gegenangriff übergehen und sich später mit der elften Panzerdivision vereinen, jedoch konnte die Panzerlehrdivision nicht schnell genug aufbrechen, bevor Mönchengladbach eingenommen wurde. Als die Soldaten in Mönchengladbach einrückten, kam es zum Kampf mit 3 Panzern, außerdem versuchten einzelne versprengte Soldaten die Stadt zu verteidigen. Mehrere Brücken wurden gesprengt, um die US-Army aufzuhalten, jedoch wurde die Sprengung der Brücke an der Viersener Straße von dem Sprengmeister des Volkssturms verhindert, um so die Wasserversorgung der Stadt zu sichern. Die Amerikaner hatten sich auf größeren Widerstand eingestellt und umkesselten die Stadt zu Beginn, trafen aber auf keinen großen Widerstand.

2018-11-09T12:30:10+00:00
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