Hans Jonas

Kindheit

Hans Jonas wurde am 10. Mai 1903 in Mönchengladbach geboren. Er stammte aus einer jüdischen Familie, die sehr wohlhabend war, da sein Vater Gustav Jonas sich in der Textilindustrie einen Namen gemacht hatte. Mit seinen Eltern und seinen zwei Brüdern Georg und Ludwig, welcher früh verstarb, wohnte er auf der Mozartstraße in einer 11-Zimmer-Villa. Hans Jonas´ Eltern schätzten Bildung und Kultur sehr. Daher ist es auch kein Wunder, dass in der Familie nur Hochdeutsch gesprochen wurde und Musik und Kunst gefördert wurden. Gustav Jonas, der selber keine Möglichkeit gehabt hatte, seine Interessen auszuleben, investierte viel Geld in Bücher und besaß eine private Bibliothek mit über 500 Bänden. Rosa Jonas war eine begnadete Klavierspielerin. So wuchs Hans Jonas trotz des schweren Schicksalsschlages, seinen älteren Bruder früh verloren zu haben, wohlbehütet auf.

Schulzeit / Studienzeit

Da seine Eltern sehr viel Wert auf Bildung legten, besuche Hans Jonas das Stiftische Humanistische Gymnasium. Zu dieser Zeit entwickelte Jonas ein starkes jüdisches Bewusstsein und wurde Zionist. Das lag unter Anderem auch an seinen Mitschülern, die öfters Bemerkungen über sein jüdisch-sein machten. Der Zionismus prägte sein ganzes Leben. Nach seinem Abitur 1921, welches er sehr gut bestand, fing Jonas an, zunächst in Freiburg Philosophie, Kunstgeschichte und Religion zu studieren. Maßgeblich für diese Entscheidung war Edmund Husserl, der in Freiburg lehrte. In Freiburg schloss sich Jonas einer zionistischen Gruppe an, dennoch hielt er sich während seiner Studienzeit weitestgehend aus allen politischen Aktionen raus. Noch im selben Jahr wechselte Hans Jonas nach Berlin, um dort sein Studium von 1921-1923 fortzusetzen. Danach wechselte er wieder die Stadt, diesmal nach Marburg. Anlass war Professor Dr. Martin Heidegger, an dessen Lehren Jonas interessiert war. 1927 schrieb er seine Doktorarbeit, 1928 legte er sein mündliches Schlussexamen ab. Die ersten Jahre danach lehrte Jonas als Privatgelehrter.

Anfang des 2. Weltkrieges / Emigration

Während Jonas an seinem Werk „Der Begriff der Gnosis“ arbeitete, gewannen die Nationalsozialisten zunehmend an Macht, bis schließlich deren Parteivorsitzender Adolf Hitler am 30.01.1933 zum Reichskanzler ernannt und sie an die Macht kamen. Hans Jonas fand die NSDAP zunächst harmlos und war sogar froh, dass sie an die Macht kam, denn sie sollte wie deren Vorgänger auch nicht lange bestehen. Doch er wurde eines Besseren belehrt. Um der Herrschaft der NSDAP zu entgehen, beschloss Jonas, seine ohnehin geplante Emigration nach Palästina, zu beschleunigen. Im September 1933 wanderte Jonas zunächst nach London aus. Dort arbeitete er an seinem Buch, welches 1934 veröffentlicht wurde. Danach emigrierte Jonas 1935 nach Palästina. Da er aus einer vermögenden Familie stammte, musste sich Jonas keine Sorgen um Geld machen. Seine Familie blieb zunächst in Deutschland, wo auch der Vater Gustav Jonas 1938 stirbt. Für seine Mutter Rosa Jonas bereitete Hans Jonas Papiere vor, um sie so schnell wie möglich nach Palästina zu bringen. Doch aufgrund von Aktionen seitens der Nationalsozialisten verzichtete seine Mutter auf die Papiere, damit sein jüngerer Bruder Georg nach Palästina einreisen konnte. Rosa Jonas selber starb 1942 im Konzentrationslager in Auschwitz. Als die Nachricht vom Weltkrieg Hans Jonas erreichte, war er begeistert, schließlich könne man sich an Deutschland rächen. Dies war auch der Grund, warum er sich 1940 der „Jewish Brigade“, einer Sondereinheit der Briten, die nur aus Juden bestand, anschloss.

Ende des 2. Weltkrieges

Im Spätsommer 1944, ein Jahr nach seiner Hochzeit mit Lore Krause, wurde Hans Jonas zum Außendienst in der Jewish Brigade gerufen. Während des Außeneinsatzes erfuhren er, sowie seine Mitstreiter, vom Schicksal der europäischen Juden. Das schürte deren Hass auf Deutsche, weshalb die Soldaten mehrere Deutsche umbrachten. Das erfuhren die Vorgesetzen und deshalb wurde Jonas´ Brigade 1945 nicht in Deutschland stationiert, sondern in Venlo. Von dort machte er sich sofort auf die Suche nach Angehörigen und versuchte das restliche Vermögen seiner Familie zu sichern. Lange bleibt er nicht in Deutschland, noch im selben Jahr reiste Jonas zurück nach Palästina.

„Das Prinzip der Verantwortung“

Nach dem zweiten Weltkrieg begann Jonas an der Fortsetzung seiner Buchreihe „Der Begriff der Gnosis“ zu arbeiten. Doch sein Hauptwerk, wofür er die meiste Anerkennung bekam, ist das Buch „Das Prinzip Verantwortung“, welches er 1979 veröffentlichte. Darin merkt Jonas an, dass man angesichts des neuen technologischen Zeitalters eine neue Ethik brauche. Jonas beschreibt in dem Buch die neuen technologischen Möglichkeiten, die den Menschen offenstehen und dabei die Natur nachhaltig zerstören. Die alte Ethik würde dies nicht genug besprechen, denn die sogenannte Nächstenethik gilt nur für unmittelbar sichtbare Folgen. Die Schäden würden jedoch die nächsten Generationen betreffen. Jonas fordert eine Abkehr von dieser Denkweise: „Handle so, dass die Wirkungen deiner Handlungen verträglich sind mit der Permanenz echten menschlichen Lebens auf Erden.“ Seine Worte haben noch bis heute nicht an Gültigkeit verloren.

Preisverleihungen

Für seine Werke bekam Jonas mehrere Preise verliehen:

1987: Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels und des Großen Bundesverdienstkreuzes
1989: Verleihung der Ehrenbürgerwürde Mönchengladbachs (Heimatstadt)

Außerdem wurde nach dem Tod Jonas zu Ehren von ihm eine Statue im nach ihm benannten
Hans-Jonas-Park in Mönchengladbach erstellt. Dieses Denkmal wurde am 03.06.1998 mit einer Gedenkrede eingeweiht. Es ist 3,90m groß und wurde von Prof. Hans-Karl Burgeff entworfen und hergestellt. Eingeweiht wurde die Skulptur im nach ihm benannten Hans-Jonas-Park. Die Skulptur zeigt den Philosophen in Gedanken versunken und soll zum Nachdenken anregen. Außerdem soll es an die Vertreibung und Vernichtung der jüdischen Menschen erinnern. Die Kosten für das Denkmal beliefen sich auf rund 94000 Mark, die teilweise durch Spenden erbracht wurden.
Hans Jonas gilt als einer der bedeutetensten Philosophen seiner Zeit und seine Werke werden noch sehr viele Menschen beeinflussen.