Stiftisches Humanistisches Gymnasium Mönchengladbach

Hephata zur Zeit des Nationalsozialismus

Die Hephata Klinik Mönchengladbach kümmert sich um Menschen mit Behinderung und dies seit nun fast 160 Jahren. Heute werden sie zudem vom Staat unterstützt, dies war allerdings nicht immer so. Vor allem in der Zeit des Nationalsozialismus wurde Hephata an ihrer Arbeit gehindert.

Aber nochmal von vorne:

Was ist in Deutschland passiert?

Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten und der Wahl von Adolf Hitler zum Reichskanzler am 30. Januar 1933 veränderte sich die Situation der Behinderten und somit auch die der Heime dramatisch. So wurde am 14. Juli 1933 ein Gesetz verabschiedet, welches eine Zwangssterilisierung zur Verhütung von erbkrankem Nachwuchs für Behinderte
vorschrieb. Dieser Gedanke kam aber schon im neunzehnten Jahrhundert auf. Jedoch setzte er sich erst unter den Nationalsozialisten durch.
Mit der Zeit steigerten sich die Gesetze und Aktionen der Regierung gegen die Behinderten,
so wurde beispielsweise ab dem 1. September 1939 die Aktion „Gnadentod“ durchgeführt, bei welcher insgesamt mehr als 100.000 als „Lebensunwert“ bezeichnete Kranke oder Behinderte getötet wurden, weil diese nicht in das Bild vom „perfekten Deutschen“ passten. Nichtdestotrotz wurden die behinderten Menschen in der nationalsozialistischen Wirtschaft (größtenteils) in Konzentrationslagern zum Arbeiten eingesetzt. Vorab wurden sie in acht verschiedene Klassen unterteilt: je höher die Klasse, desto arbeitsfähiger war man laut NS-Regierung. Unter den unmenschlichen Voraussetzungen starben sie letztendlich oder wurden umgebracht.

Wie war die Situation bei der Hephata zur Zeit des Nationalsozialismus (1934-1941)?

Von 1934 bis 1941 wurden bei Hephata in Mönchengladbach, unter dem Leiter Pastor Adolf Nell, 235 Männer zwangssterilisiert und 549 wurden später nach Berlin abtransportiert. Von diesen Häftlingen sind 180 größtenteils an Unterernährung gestorben oder sie wurden kaltblütig von dem SS-Unternehmen „Gemeinnützige Krankentransport GmbH“ umgebracht. Um diesen gesamten Prozess zu legitimieren, bezeichneten die Nationalsozialisten das gesamte Verfahren als „Gnadentod“, obwohl dieses Verfahren keineswegs etwas mit Gnade zu tun hatte, da „gesunde“ Menschen zwangsweise sterilisiert oder deportiert und final auch umgebracht wurden.

Was geschah bei der Hephata während des zweiten Weltkriegs (1941-1945)?

Während des zweiten Weltkriegs wurden während der „Aktion Gnadentod“ nicht nur viele Behinderte umgebracht, sondern auch viele Juden, die der Gruppe der behinderten Menschen zugeordnet wurden.
So gab es beispielsweise im Januar des Jahres 1941 eine Aufforderung vom Naziregime jüdische Menschen in mehrere Anstalten für behinderte Menschen unterzubringen. So wurden sämtliche 
Juden, die dem Ministerium bekannt waren, in die Heil- und Pflegeanstalt Düsseldorf-Grafenberg deportiert.
Im Laufe des Jahres gab es ein Treffen von mehreren Anstaltsleitern, da das Gerücht aufkam, dass viele Insassen exekutiert wurden. Dieses Gerücht versuchte man zu vertuschen, indem man den Leuten, die sich danach erkundigten, einfach nicht antwortete.
Schließlich wurden dann im Jahr 1942 die meisten Kliniken in Aachen, Köln, Düsseldorf und in der Umgebung geschlossen, da man die Gebäude wegen des Luftkriegs, der nun langsam aber sicher nach Deutschland kam, wahrscheinlich als Krankenhäuser verwenden musste.
Von insgesamt 868 betroffenen Menschen bei Hephata in Mönchengladbach durften ca. 50 zu ihren Familien zurückkehren, ca. 250 blieben zur Aufrechterhaltung des Betriebs zurück und 549 Patienten wurden in Konzentrationslager deportiert. Insgesamt starben durch die Aktion Gnadentod 180 Hephata Patienten. Wie der Großteil von Deutschland blieben auch die Hephata Anstalten nicht von den Bombenangriffen verschont. Den ersten Angriff (2.10.1944) überstanden die Pfleger und Patienten gut, so gab es lediglich einen Toten, jedoch erlitten die Gebäude große Schäden. Daraufhin wurden 150 Pfleglinge und 260 Kranke in benachbarte Anstalten, beispielsweise nach Neuss und Waldniel, verlegt. Mit Hilfe von verbleibenden Pfleglingen und Pflegern wurden die Gebäude dann wieder repariert.

Ein Bericht vom 13. Februar 1945 beschreibt allerdings einen Bombenangriff vom 28.12.1944 auf die Anstalt, welcher deutlich mehr Schaden anrichtete. Die Bomben fielen auf einen Gebäudeteil, in welchem „100 schwachsinnige Jungen“ untergebracht waren. Es gab 63 Tote, da die Bomben bis in die Luftschutzräume vorgedrungen waren, obwohl diese eigentlich vor ihnen schützen sollten. Zudem wurde das Gebäude zu zwei Dritteln zerstört. Nach diesem Angriff war die Fortsetzung der Arbeit für Hephata aufgrund der Größe der Zerstörung nicht mehr möglich.
Als der Krieg endet ist das Hephata Gelände voll von Zelten zur Versorgung von Verletzten und der Wiederaufbau beginnt.

Im Mai 1957 endet die erste Neubauphase mit der Einweihung einer Kirche, sowie zwei Häusern.

Heute ist Hephata mit mehr als 100 Adressen in 17 Städten in NRW und mehr als 10 weiteren in Planung einer der größten Pflegeanstalten in unserer Region.

2018-11-09T12:23:58+00:00
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